Die Selbstständigkeit. First Steps, Routine & New York.
Ja, wo fange ich nun an? Viel zu lange habe ich diesen ersten Artikel aufgeschoben, denn bereits Anfang 2018 habe ich euch ja über meine Situation berichtet.
Naja, ich lege einfach mal los …
Nachdem ich mich im Arbeitsamt arbeitslos gemeldet und mein erstes Beratungsgespräch hatte war mir klar, dass das eine einmalige Chance ist die ich wirklich ernst nehmen muss. Ein zweites Mal wird es mir wahrscheinlich nicht mehr so leicht gemacht. Als alter Projektmanager-Hase musste ich mir natürlich gleich eine Strategie erarbeiten und einen Plan schmieden. Ich habe mir alles aufgeschrieben was ich machen möchte und muss und stand vor einer endlos langen Liste an Aufgaben die zu erledigen waren.
Da kam erstmal kurz Panik auf. „Wie soll ich das alles nur schaffen?“, „Dafür brauche ich doch Jahre!“ und „wo soll ich nur anfangen?“ Waren Gedanken die mich beschäftigt haben.
Also habe ich mir ein System ausgedacht das mir dabei helfen sollte den Überblick zu behalten und Prioritäten zu setzen.
Alle To Do’s die ich nun erledigen musste habe ich nach Priorität sortiert und mir überlegt was so schnell wie möglich erledigt werden sollte und was noch etwas Zeit hat und ich beiseite schieben kann. Für die Prioritäten habe ich mir Post it’s in grün, gelb und rosa gekauft und entsprechend mit den Aufgaben beschriftet und mir alles, schön übersichtlich an den Arbeitsplatz gehängt. So hatte ich immer vor Augen was ich als nächstes erledigen muss und habe auch super meinen Fortschritt beobachten können weil ich die erledigten To Do’s an einen anderen Platz gehängt habe. Das war eine große Hilfe und hat meinen kurzzeitigen Anflug von Panik erstmal wieder gemildert.
Nachdem alle Menschen in meiner Umgebung in der ersten Januar Woche noch Urlaub hatten, habe ich mich deren Rhythmus angepasst und war tatsächlich auch etwas faul.
Aber als der Rest wieder angefangen hat zu arbeiten war das auch mein Signal und ich habe mir Tag für Tag eine Routine aufgebaut um zu Hause nicht zu versacken.
Denn ohne Routine fällt es einem wirklich schwer diszipliniert in den Tag zu starten.
Also hat mein Wecker früh um sieben Uhr geklingelt, bis halb acht bin ich aufgestanden habe nach Lust und Laune eine kleine Yoga Session eingelegt und mir erstmal einen Kaffee gekocht und meine alltägliche „Social media-Runde“ gemacht und alle Kanäle gecheckt. Gegen neun Uhr ging es dann los mit der Arbeit und ich habe Schritt für Schritt die To Do’s erledigt.
Ein erster großer Meilenstein war der Businessplan und mein erster Termin bei der Gründungsberatung. Zum Zeitpunkt des Termins war der Businessplan noch nicht vollendet, aber das Grundgerüst stand und ich konnte die „Jury“ von meiner Idee überzeugen. Ja – „Jury“, denn vor mir saßen 3 Menschen in verschiedenen Positionen die mir brav zuhörten und im Anschluss Fragen gestellt haben. Da ich gut vorbereitet war, war alles halb so schlimm – der Termin endete in einem tollen Gespräch und regen Austausch, zum Schluss hat der Herr von der IHK mir nochmal einen richtig Push geben indem er mir Mut zugesprochen hat und sagte dass er den roten Faden erkennen kann, großes Potential sieht und keinen Zweifel daran hat das ich das stemmen kann. Wow – was für eine Bestätigung!
Aber der Businessplan ist ja noch lange nicht alles. Auch wenn dieser schon genug Zeit beansprucht habe ich parallel das neue Logo entwickelt, Geschäftsausstattung geplant und bestellt, das Screendesign für die neue Webseite gestaltet und die Umsetzung mit dem Programmierer geplant und mich um viele, viele weitere Kleinigkeiten gekümmert die im Hintergrund laufen und oft übersehen werden. Der nächste große Meilenstein war das Exposé für das Buch zu erstellen das ich schreiben möchte. Hier geht es nicht nur um das Konzept, sondern auch die Markt- und Konkurrenzanalyse, USP, Vertriebsideen sowie erste Probekapitel wollen erstellt werden. Da ich den Verlagen nicht nur ein Textdokument zukommen lassen wollte, das wahrscheinlich in einer Flut von Einsendungen untergehen würde, habe ich das Probekapitel und das Cover bereits ausgestaltet und die Layouts erstellt.
Achja, da war auch noch die Reiseplanung für New York. Wieso New York? Das Buch das ich schreiben möchte, soll ein kulinarischer Reiseführer für Metropolstädte werden und fokussiert sich auf Foodtrends. Prädestiniert dafür war also ohne Frage New York. So habe ich mich auf die Suche nach einer „günstigen“ Unterkunft in Manhattan gemacht und kurzerhand das Zimmer und den Flug gebucht. Ok – jetzt gab es kein zurück mehr! Damit war es aber noch nicht getan – wer Arbeitslos ist und für einen so langen Zeitraum weg geht, der muss sich vom Arbeitsamt abmelden und erhält während dieser Zeit auch kein Arbeitslosengeld mehr. Also musste ich mich abmelden und mich um meine eigene Krankenversicherung kümmern – und zwar nicht nur um die „normale“ Krankenversicherung, sondern selbstverständlich muss ich auch im Ausland Krankenversichert sein.
Hach, ihr merkt schon – es gibt einfach tausend Dinge an die man denken muss. Und die Community von Coucoubonhneur möchte nebenbei auch noch unterhalten werden, parallel wollten noch einige Blogbeiträge geschrieben werden und die ersten Presseeinladungen und Kooperationsanfragen trudeln auch schon ein.
Die Leute denken immer „oh Blogger – wie schön muss man es haben“ oder „als Influencer bekommt man alles hinterher geschmissen“. Sicher ist es in dem ein oder anderen Fall so, aber in erster Linie ist es ein Business!
Es ist eine Marke und ein Unternehmen das man aufbaut, das schüttelt man nicht einfach mal so aus dem Ärmel.
Im Hintergrund läuft so extrem viel ab – was die Menschen am anderen Ende des Bildschirms nicht sehen. Klar , sie können es nicht besser wissen. Deswegen nehme ich keinem solche Aussagen wie „uh da kommt wieder der Influencer“ oder „oooh … da muss jemand noch einen Blogbeitrag schreiben“ übel, aber ein wenig verletzend ist es ehrlicherweise schon. Denn dass ich von früh um 9 bis teilweise nachts um 2 arbeite, sieht niemand. Das möchte auch keiner wissen – denn sonst heißt es wieder das man sich nur wichtig macht. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel und vielleicht schreibe ich drüber mal einen separaten Artikel.
Fakt ist, ja – ich bin „arbeitslos“ , aber in meinem Leben habe ich noch nie so viel gearbeitet wie jetzt. Aber es ist Ok und es ist schön – es macht mir extrem viel Spaß und man weiß wofür man es tut. Die Motivation um diese Leistungen zu bringen wie ich es gerade tue kann nur davon kommen dass man liebt was man tut, dass man eine Leidenschaft dafür hat und an eine Vision glaubt und einem Traum folgt. In den letzten 3 Monaten habe ich es unheimlich genossen mir meine Zeit selbst einteilen zu können, das ist ein extrem großer Vorteil für den ich extrem dankbar bin. Ich war auf vielen Weiterbildungen, Workshops, Konferenzen und Netzwerkveranstaltungen und bin unheimlich dankbar für die Leute die ich dort kennengelernt habe und es macht mich unfassbar glücklich zu sehen wie viele aufgeschlossene Menschen es gibt, die sich gegenseitig motivieren und unterstützen.
In den letzten 3 Monaten habe ich mich so stark weiterentwickelt und und bin gewachsen wie in den letzten 6 Jahren nicht. Das macht mich extrem stolz und dankbar. Also selbst wenn mein Plan in die Hose gehen sollte, diese Erfahrungen sind unbezahlbar und kann mir keiner mehr nehmen. Alleine dafür hätte sich also alles schon gelohnt.
Aber so toll wie das jetzt alles auch klingen mag, zu tun was man liebt ist Fluch und Segen zugleich. Denn man merkt nicht wieviel man arbeitet wenn es Spaß macht. Es fällt einem schwer Feierabend zu machen und vor allem wenn die Arbeit mit den Freizeitaktivitäten und Hobbies verschmilzt muss man aufpassen. Denn auch wenn alles Spaß macht und sich nicht zwangsweise wie Arbeit anfühlt, braucht man Ruhephasen und Pausen. Es gab Tage, da habe ich gemerkt wie meine Seele mir gesagt hat dass ich einfach nur mal „nichts“ im Kopf haben möchte anstatt 12.395 To Do’s und Ideen.
So, aber wie geht es jetzt weiter? In 46 Stunden sitze ich im Flieger gen Vereinigte Staaten von Amerika. Auf meiner To Do Liste stehen noch hunderte Aufgaben und die Zeit rennt mir davon. Ich bin gedanklich noch garnicht auf die USA eingestellt und habe momentan noch die Zahlen des Businessplans im Kopf den ich eigentlich vor meiner Reise noch zur Tragfähigkeitsbestätigung an die IHK schicken wollte. Denn sobald ich von meiner Recherche-Reise zurück bin muss ich den (hoffentlich in der Tragfähigkeit bestätigten) Businessplan beim Arbeitsamt einreichen um den Gründungszuschuss zu beantragen. Denn auch das kann nur in einer gewissen Frist passieren die mir auch im Nacken sitzt.
Gerade habe ich ein wenig Angst, dass ich in 54 Stunden in NYC aussteige und erstmal von meinen Gefühlen überwältigt werde. Denn schon jetzt, wo ich diese Worte schreibe, zieht sich meine Brust etwas zusammen.
Ich bin überzeugt davon, das eine gute Vorbereitung unerlässlich für Erfolg ist und normalerweise nehme ich mir vor wichtigen Momenten immer genug Zeit um gedanklich alles durchzugehen und mich so auf Situationen vorzubereiten. Für New York hatte ich dafür bisher keine Zeit. Gefühlt war das alles mit der Selbstständigkeit und dem Reiseführer nur vor 2 Wochen eine Schnapsidee, aber jetzt wird es tatsächlich Realität. Die Zeitspanne von der Schnapsidee zum Flug war aber in Wirklichkeit 2 Monate. In dieser Zeit war ich aber so im Auto- und Arbeitsmodus dass ich mich mental garnicht darauf vorbereiten konnte und einfach alles viel zu schnell ging.
Aber wie die vergangenen Monate auch, werde ich aber auch das schaffen. Denn ich freue mich auch schon total auf die Zeit und bin einfach gespannt was jeder neue Tag bringt.
Falls der Ein oder Andere auch mit dem Gedanken spielt sich selbstständig zu machen oder etwas Großes aufzuziehen, kann ich rückblickend für die letzten 3 Monate zusammenfassend sagen:
– Macht euch einen Plan den ihr nicht aus den Augen verlieren könnt
– Arbeitet mit einem System, setzt Prioritäten
– Schreibt euch ALLES auf was euch in den Kopf kommt um nichts zu vergessen
– Lasst euch helfen und sucht euch Unterstützung wenn ihr an einem Punkt nicht weiterkommt
– Umgebt euch mit gleichgesinnten und tauscht euch mit inspirierenden Leuten aus. Networking klingt zwar anstrengend und öde zugleich, es kann einen aber unheimlich ermutigen und bietet einem langfristig extreme Vorteile
– Hört stark auf euer Bauchgefühl und eure Intuition
– glaubt an euch und träumt groß, bleibt mit den Füßen aber fest am Boden
– hört euch Kritik offen an aber lasst euch nicht unterkriegen oder etwas einreden.
– seid diszipliniert. Ohne Disziplin geht garnichts
– Gönnt euch auch Pausen und freie Tage um nicht durchzudrehen oder euch zu überarbeiten. Auch das Hirn muss mal durchatmen.
– Seid nett zu den Menschen in eurem Umfeld und trainiert euch einen positiven Mindset an, es wird alles zu euch zurück kommen
– Seid dankbar auch für die kleinen Erfolge, es wird euch helfen schwierige Phasen durchzustehen
– Gebt so schnell nicht auf wenn sich Probleme in den Weg stellen, aber wisst trotzdem wann Schluss ist um nicht (z.B. in finanzielle) Schwierigkeiten zu kommen
– macht euch eurem Risiko bewusst -> stellt euch die Frage „Was ist das schlimmste was mir passieren kann?“ und nutzt es als Antrieb und Motivation
– Trinkt ausreichend! Jeden Tag merke ich, wie ich mindestens 1 liter trinke, aber das gute alte Wasser vergesse …
– baut euch eine Routine auf um die Tage effektiv zu nutzen
Soviel zur aktuellen Situation! : )
die nächsten Wochen werde ich euch weiter auf dem Laufenden halten und mich aus NYC wieder melden (AAAAH – ist das zu glauben?!)